Schlechte Stimmung an Hochschulen

Nima

Studenten an der Bibliothek

Hochschulen sehen sich zunehmend einer wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe ausgesetzt. Während in der Vergangenheit meist finanzielle Interessen der Angreifer im Vordergrund standen, spielen heute auch politische Motivationen eine bedeutende Rolle. Es ist klar, dass Hochschulen angesichts dieser steigenden Bedrohungen ihre digitalen Sicherheitskonzepte dringend verbessern müssen, um den offenen Strukturen gerecht zu werden. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt eine gefährliche Diskrepanz zwischen der allgemeinen Einschätzung der Bedrohungslage und der Wahrnehmung der Sicherheitslage innerhalb der eigenen Institution.

Unzureichende IT-Sicherheit an Hochschulen

Fast alle Hochschulleitungen (97,3 Prozent) erkennen die allgemeine Bedrohung durch Cyberangriffe und schätzen die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen in deutschen Hochschulen als unzureichend ein. Nur ein kleiner Teil (13,6 Prozent) bewertet die Sicherheitsmaßnahmen als eher gut. Trotzdem sind rund 62 Prozent der Hochschulen der Meinung, dass sie im Bereich der digitalen Sicherheit gut oder eher gut aufgestellt sind. Es zeigt sich jedoch, dass lediglich etwa die Hälfte (53 Prozent) der Hochschulen Notfallpläne für Cyberangriffe besitzt. Ein weiteres Drittel plant, solche Pläne zu entwickeln. Zudem stellt die weit verbreitete Nutzung privater Geräte eine zusätzliche Sicherheitslücke dar, da an vielen Hochschulen notwendige Schutzmaßnahmen fehlen. Sicherheitsschulungen für das Hochschulpersonal oder Studierende werden nur selten angeboten. Allerdings erstellen 75 Prozent der Hochschulen institutionsübergreifende Back-ups wichtiger Daten.

Wissenschaftsfreiheit und Unsicherheiten

Die Hochschulleitungen in Deutschland betrachten die Wissenschaftsfreiheit insgesamt als gesichert: Drei Viertel bewerten sie positiv, wobei 52 Prozent sie als „eher gut“ und 24,4 Prozent sogar als „sehr gut“ einstufen. Dennoch geben viele an, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Sorge vor Angriffen und Diffamierungen in sozialen Medien (63,6 Prozent) sowie der Verzerrung von Forschungsergebnissen durch Medien oder öffentliche Debatten zurückhaltend sind, wenn es um die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse geht.

Der Einfluss externer Geldgeber auf die Kommunikation von Forschungsergebnissen wird von den Hochschulleitungen unterschiedlich bewertet: Etwa 64 Prozent empfinden den Einfluss der Politik als zu groß oder eher zu groß, während nur 38,5 Prozent der Meinung sind, dass der Einfluss der Wirtschaft ebenfalls zu stark ist.

Personalpolitik und Fachkräftemangel an Hochschulen

Die Hochschulen spielen eine wesentliche Rolle bei der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, benötigen jedoch geeignetes Personal in Forschung, Lehre und Verwaltung. Der Fachkräftemangel stellt dabei eine große Herausforderung dar, da die Besetzung von Stellen häufig langwierig ist – im Durchschnitt dauert der Besetzungsprozess etwa zwölf Wochen, was mit der Wirtschaft vergleichbar ist. Zwei Drittel der Hochschulen (68,5 Prozent) verfügen jedoch nicht über ein strategisches Konzept zur Personalstrukturplanung. Sie haben weder Instrumente, um den zukünftigen Personalbedarf zu ermitteln, noch Maßnahmen, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten. Besonders in der Frühphase wissenschaftlicher Karrieren, wie etwa der Promotionsphase, mangelt es an Stellenangeboten und finanziellen Ressourcen. Diese Personalsorgen spiegeln sich auch in der allgemeinen Stimmungslage wider.

Stimmung an den Hochschulen auf einem Tiefpunkt

Die Zufriedenheit an den Hochschulen ist so niedrig wie nie zuvor seit Beginn der Erhebungen im Hochschul-Barometer im Jahr 2011. Der Zufriedenheitsindex liegt auf einer Skala von -100 bis +100 bei 18,9 Punkten, was einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt, als der Wert noch bei 22 Punkten lag. Besonders negativ fällt die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit aus. Auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen außerhalb der Region sowie mit ausländischen Hochschulen wird schlechter bewertet als in den Vorjahren. Die Aussichten für 2025 stimmen ebenfalls wenig zuversichtlich, da fast die Hälfte der Hochschulleitungen eine negative Entwicklung erwartet.

Weitere Informationen und Ergebnisse des aktuellen Hochschul-Barometers sind unter folgendem Link zu finden:

Das Hochschul-Barometer ist eine jährliche Umfrage unter den Rektoren und Präsidenten deutscher Hochschulen, bei der Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung die Einschätzungen zur aktuellen Situation und den zukünftigen Perspektiven der Hochschulen sammeln. Im aktuellen Hochschul-Barometer werden neben Personalfragen auch die Themen Wissenschaftsfreiheit sowie digitale Infrastruktur und Sicherheit behandelt. Die Umfrage für das nächste Hochschul-Barometer hat bereits begonnen.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von idw – Informationsdienst Wissenschaft/ Veröffentlicht am 02.01.2025