Bildungsverbände fordern Dialog zur Entwicklung des KI-Systems AIS

Nima

KI im Bildungsbereich

Verbände fordern Dialog zur Entwicklung des KI-Lernsystems AIS und warnen vor parallelen Strukturen im Bildungsbereich.

KI-gestützte Lernsysteme können maßgeblich dazu beitragen, den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Vor diesem Hintergrund planen die Bundesländer die Entwicklung des sogenannten Adaptiven Intelligenten Systems (AIS). Doch die Vergabe des rund 50 Millionen Euro umfassenden Projekts ruft bei führenden Bildungsverbänden Kritik hervor. In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich das Bündnis für Bildung e. V., der Didacta Verband e. V., der EdTech-Verband e. V. sowie der Verband Bildungsmedien e. V. für einen dauerhaften und strukturierten Austausch aller relevanten Akteure aus.

Bis Oktober 2026 soll mit dem AIS eine digitale Lernumgebung entstehen, die adaptive Lernmaterialien bereitstellt, entwickelt und nutzbar macht. Ein intelligentes Empfehlungs- und Tutorsystem soll Lernende individuell fördern und Lehrkräfte entlasten. Ziel ist es, eine personalisierte Unterstützung im Unterricht zu ermöglichen.

Bereits heute existiert jedoch eine Vielzahl digitaler Lernangebote von Unternehmen und Verlagen, die ähnliche oder weitergehende Funktionen bieten. Die beteiligten Verbände betonen daher die Notwendigkeit, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft stärker in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Unklar seien bislang vor allem Fragen zur Finanzierung, zur Markteinordnung und zum Betriebskonzept des AIS. Auch die Integration in bestehende Länderplattformen, die Schnittstellen zu privaten Lernmanagementsystemen sowie eine übergreifende Content-Strategie bedürften einer Klärung.

Das Bündnis für Bildung weist darauf hin, dass Unternehmen der digitalen Bildungswirtschaft wesentliche Treiber technologischer Innovationen seien. Um diese Innovationen gezielt in das Bildungssystem einzubringen, brauche es verlässliche politische Rahmenbedingungen und offene Dialogstrukturen zwischen öffentlicher Hand und Bildungswirtschaft.

Der Didacta Verband betont, dass die Bildungswirtschaft über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Bereitstellung passgenauer Bildungsangebote verfüge. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ländern, Kommunen und Bildungsunternehmen könne daher entscheidend sein, um nachhaltige und moderne Bildungslösungen zu schaffen.

Auch der EdTech-Verband mahnt an, dass die Länder derzeit erhebliche Mittel aus dem DigitalPakt einsetzten, um ein System zu entwickeln, das in Konkurrenz zu bereits etablierten Lernlösungen stehe. Da Schulen die Nutzung aufgrund der pädagogischen Freiheit nicht verpflichtend übernehmen müssten, sei ein gemeinsamer Ansatz zielführender. Nur im Zusammenspiel von Ländern und Bildungsunternehmen lasse sich das volle Potenzial für Schulen ausschöpfen.

Der Verband Bildungsmedien unterstreicht, dass Bildungsmedienanbieter und -verlage über ausgewiesene Expertise in der Entwicklung und didaktischen Aufbereitung von Lerninhalten verfügen. Auch beim Einsatz von KI unterstützten sie Lehrkräfte und Lernende dabei, neue Technologien pädagogisch sinnvoll zu nutzen. Daher sei es wichtig, frühzeitig in einen kontinuierlichen Dialog mit den Ländern einzutreten, um geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.

Das Positionspapier hebt hervor, dass neue Infrastrukturen und mögliche regulatorische Anpassungen bereits in der Konzeptionsphase gemeinsam entwickelt werden sollten – nach dem Vorbild einer Public-Private-Partnership. Davon könnten alle Beteiligten profitieren: Länder, Kommunen und Schulträger durch eine effiziente Mittelverwendung, Unternehmen durch Planungssicherheit sowie Schulen und Lehrkräfte durch praxistaugliche Lösungen. Ein dauerhafter, strukturierter Austausch sei nach Einschätzung der Verbände eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg solcher Projekte.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Verband Bildungsmedien e.V./Veröffentlicht am 10.10.2025